Sonntag, 20. April 2014

Verschiedene Seiten von Guatemala

Heute möchte ich Euch zwei Mädchen vorstellen, die beide in Guatemala wohnen, aber deren Leben trotzdem total verschieden ist. Die eine heißt Marisol. Sie kommt aus einer Mayafamilie. Die Mayas sind die ursprüngliche Bevölkerung von diesem Land. Sie haben hier schon gelebt, bevor Mittelamerika von den Spaniern erobert wurde. Das andere Mädchen heißt Anika. Ihre Eltern sind deutsch. Beide Mädchen sind 13 Jahre alt.


Marisol geht auf eine öffentliche Schule in dem Dorf Tecpán. Solche Schulen sind meist sehr schlecht ausgestattet, aber Marisols Schule wurde mit Geld aus Deutschland unterstützt. Deshalb lernt sie in richtigen Räumen aus Stein und Zement und mit guten Wellblechdächern. Die Kinder kommen aber aus sehr armen Familien. Oft kriegen sie zu Hause nicht genug zu Essen. Deshalb ist es wichtig, dass in der Schule jeden Morgen ein Frühstück verteilt wird. Meist ist das ein Brot und ein Getränk aus Mais, ein bisschen wie Haferflockensuppe.


Anika besucht die Deutsche Schule in Guatemala-Stadt. Die Schule ist ganz anders ausgestattet als die in Tecpan. Es gibt zum Beispiel ein Schwimmbad, einen großen Fußballplatz und verschiedene naturwissenschaftliche Räume mit Labors und vielen Computern. Eigentlich ist es eine Schule nur für deutsche Kinder, aber heute sind die meisten Schüler und Schülerinnen Guatemalteken. Viele von den Kindern kommen aus reichen Familien, die hinter hohen Mauern leben. Die Schule selbst ist auch umringt von hohen Mauern. Es gibt auch Wachleute mit Gewehren. Im Eingangsbereich sitzt ein Pförtner hinter Panzerglas. Er hat auch ein Gewehr. Die Eltern von den Kindern glauben, das alles ist nötig, weil es in Guatemala viel Gewalt gibt.


Die Lehrerinnen, die Marisol unterrichten kommen fast alle aus einem Mayavolk. Sie sprechen nicht nur Spanisch, sondern auch die Sprache Kakchiqel. Von den Lehrern in der Deutschen Schule, die Anika unterrichten, sind einige Deutsche, die anderen sind Guatemalteken, von denen auch ein paar ganz gut Deutsch sprechen.

Marisol muss morgens zu Fuß zur Schule gehen. Sie geht über Staubwege und wenn es regnet gibt es viel Schlamm. Anika hingegen wird von einem Schulbus abgeholt.

Marisol muss arbeiten, damit ihre Familie ein bisschen mehr Geld hat, um Essen zu kaufen. Sie hütet jeden Tag vier Stunden lang das Baby einer Nachbarin. Dafür kriegt sie jeden Tag zehn Quetzales (das ist etwa soviel wie ein Euro). Anika braucht nicht zu arbeiten und hat trotzdem genug zu essen und ein schönes Haus.

Ich finde, dass die reichen Leute in Guatemala die armen Menschen besser bezahlen sollten, damit alle genug Geld haben, um gut zu leben, so wie in Deutschland. Wenn das so wäre, dann bräuchten die Reichen auch nicht hinter Mauern zu leben und Angst zu haben, dass jemand sie bestehlen oder entführen will.


Geschrieben von: Joshua Boueke Velásquez